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Bach
Die Klänge zögern noch, als ob sie spähen,
sie fühlen vor und müssen wieder weichen.
da fällt ein Ton: ein leises Glockenzeichen.
Die Klänge kommen so, wie Berge gehen.
Und nichts hält stand, sie brechen mächtig ein
in dich in mich, sie nehmen uns gefangen
-man will nur Resonanz und Echo sein-
sie führen uns, bis wir dorthin gelangen,
wo eine Aussicht ist und alles das,
was um uns ist, rückt in das rechte Mass.
Die Klänge ordnen uns: so, das ist klein,
und das ist gross und ist nicht zu vertauschen.
Die Zeit ist gross. Ein großes Rauschen.
Füg dich in ihre grosse Fuge ein.
(Johannes R.Becher)
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Überschrift
Bach
Die Orgel jauchzt: Gottward als Mensch geboren!
Und: "Freude - Friede!" fallen Engel ein.
Im Mondlicht quinkelieren die Schalmein
der Hirten: Jauchzet, Gott ist uns geboren!
Die Orgel schreit: Gott geht der Welt verloren!
Er stirbt am Kreuz! O Herzeleid, o Pein!
"O Haupt voll Blut und Wunden"
(Helft schrein! Helft schrein!)
"voll Schmerzen und-" Gott ging der welt verloren!
Die Orgel jubiliert: Gott ist erstanden!
Wo ist dein Sieg, wo ist dein Stachel, Tod?
Frohlocke, Volk, frohlock! Gott ist erstanden!
Die Beter gingen glaubensglutumloht.
Nun singt Er sich, erwachend im Hienieden,
sein liebstes Lied: "Gib dich zufrieden, Herz, zufrieden!"
(Hans Franck)
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Die Stille der Welt vor Bach
Es muss eine Welt gegeben haben vor
der Triosonate in D, eine Welt vor der A-moll-Partita,
aber was war das für eine Welt?
Ein Europa der großen leeren Räume ohne Widerhall,
voll von unwissenden Instrumenten,
wo das „Musikalische Opfer“ und das „Wohltemperierte Klavier“
noch über keine Klaviatur gegangen waren.
Einsam gelegene Kirchen,
in denen nie die Sopranstimme der Matthäus-Passion
sich in hilfloser Liebe um die sanfteren
Bewegungen der Flöte gerankt hat,
weite sanfte Landschaften,
wo nichts zu hören ist als die Äxte alter Holzfäller,
das muntere Bellen starker Hunde im Winter
und Schlittschuhe auf blankem Eis wie ferne Glocken;
die Schwalben, die durch die Sommerluft schwirren,
die Muschel, die das Kind lauschend ans Ohr drückt,
und nirgends Bach, nirgends Bach.
Die Schlittschuhstille der Welt vor Bach.
(Lars Gustavsson)
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Zu einer Toccata von Bach
Urschweigen starrt...Es waltet finsternis...
Da bricht ein Strahl aus zackigem Wolkenriss,
greift weltentiefen aus dem blinden Nichtsein,
baut Räme auf, durchwühlt mit Licht die nacht,
l&ä,sst Grat und Gipfel ahnen, Hang und Schacht,
lässt Lüfte locker blau, lässt Erde dicht sein.
Es spaltet schöpferisch tu Tat und Krieg
der Strahl entzwei das keimend Trä,chtige:
aufglä,nzt entzündet die erschrockne Welt.
Es wandelt sich, wohin die Lichtsaat fällt,
es ordnet sich und tönt die Prächtige
dem Leben Lob, dem Schöpfer Lichte sieg.
Und weiter schwingt sich, gottwärts rückbezogen,
und drängt durch aller Kreatur Getriebe
dem Vater Geiste zu der große Drang.
Er wird zu Lust und not, zu Sprache, Bild, Gesang,
wölbt Welt um Welt zu Domes siegesbogen,
ist Trieb, ist geist, ist Kampf und Glück, ist Liebe.
(Hermann Hesse)
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Befiehl du deine Wege,
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.
(aus der Matthäuspassion, Text von Paul Gerhardt)
Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen;
aber deine Tröstungen erquicken meine Seele.
Seufzer, Tränen, Kummer, Not,
Ängstlichs Sehnen, Furcht und Tod
Nagen mein beklemmtes Herz,
Ich empfinde Jammer, Schmerz.
Wie hast du dich, mein Gott,
In meiner Not,
In meiner Furcht und Zagen
Denn ganz von mir gewandt?
Ach! kennst du nicht dein Kind?
Ach! hörst du nicht das Klagen
Von denen, die dir sind
Mit Bund und Treu verwandt?
Da warest meine Lust
Und bist mir grausam worden;
Ich suche dich an allen Orten,
Ich ruf und schrei dir nach,
Allein mein Weh und Ach!
Scheint itzt, als sei es dir ganz unbewußt.
Bäche von gesalznen Zähren,
Fluten rauschen stets einher.
Sturm und Wellen mich versehren,
Und dies trübsalsvolle Meer
Will mir Geist und Leben schwächen,
Mast und Anker wollen brechen,
Hier versink ich in den Grund,
Dort seh ins der Hölle Schlund.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
daß er meines Angesichtes Hilfe und mein Gott ist.
Ach Jesu, meine Ruh, Mein Licht, wo bleibest du?
O Seele sieh! Ich bin bei dir.
Bei mir? Hier ist ja lauter Nacht.
Ich bin dein treuer Freund, Der auch im Dunkeln wacht, Wo lauter Schalken seind.
Brich doch mit deinem Glanz und Licht des Trostes ein.
Die Stunde kömmet schon, Da deines Kampfes Kron' Dir wird ein süßes Labsal sein.
Komm, mein Jesu, und erquicke,
Ja, ich komme und erquicke
Und erfreu mit deinem Blicke.
Dich mit meinem Gnadenblicker,
Diese Seele,
Deine Seele,
Die soll sterben,
Die soll leben,
Und nicht leben
Und nicht sterben
Und in ihrer Unglückshöhle
Hier aus dieser wunden Höhle
Ganz verderben.
Sollst du erben
Ich muß stets in Kummer schweben,
Heil! durch diesen Saft der Reben,
Ja, ach ja, ich bin verloren!
Nein, ach nein, du bist erkoren!
Nein, ach nein, du hassest mich!
Ja, ach ja, ich liebe dich!
Ach, Jesu, durchsüße mir Seele und Herze,
Entweichet, ihr Sorgen, verschwinde, du Schmerze!
Komm, mein Jesus, und erquicke
Ja, ich komme und erquicke
Mit deinem Gnadenblicke!
Dich mit meinem Gnadenblicke
(aus der Kantate 21)
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